Next stop: EM 2021 in Kitzbühel
Murtfeldt unterstützt erfolgreichen U20-Triathleten
Murtfeldt unterstützt erfolgreichen U20-Triathleten
2012 nahm Luca Fahrenson im westfälischen Oelde erstmals an einem Triathlon statt. Mitte Juni 2021 wird Luca einer der jüngsten Teilnehmer der EM 2021 in Kitzbühel sein. Er konnte sich vor drei Wochen erfolgreich für die Teilnahme bei den Junioren qualifizieren und wartet schon voller Vorfreude darauf, dass es endlich los geht. 90 Teilnehmer gehen in seiner Klasse an den Start, darunter fünf Deutsche. Ganze 1500 Triathleten haben sich im Vorfeld um eine Qualifizierung bemüht.
Aktuell schwimmt der Wittener die 400 Meter in vier Minuten und 30 Sekunden, braucht 12 bis 14 Minuten für die 10 Kilometer lange Raddisziplin und schafft die 2,5 Kilometer lange Laufdistanz in sieben Minuten. Mit seiner aktuellen Leistung sei er voll zufrieden, verrät er Murtfeldt in einem Gespräch. Und hofft deshalb, dass es in Kitzbühel "ganz gut läuft". Was übersetzt nichts anderes heisst, als dass er es beim Zieleinlauf in die Top15 der EM schaffen will. Mit einem ganz klaren Ziel vor Augen: Er möchte im Oktober an der WM auf den Bermudas teilnehmen. Und dazu muss er eben in die Top 15 kommen.
Eines ist sicher: Auch die Triathlon-EM steht ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. "Bevor wir nach Kitzbühel fahren, steht ein PCR-Test an. Ist der negativ, dann dürfen wir fahren", verrät Luca, wie er die EM, für die er so hart trainiert hat, erleben wird. Damit nicht genug: Vor jedem Training, vor jedem Betreten des Hotels müssen die Teilnehmer Schnelltests machen, das Risiko einer Ansteckung soll so klein wie nur irgend möglich gehalten werden.Und kurz vor dem Start wird dann nochmals getestet.
Statt in Kitzbühel auszuschwirren und bei den anderen Wettkämpfen live mitzufiebern, muss Luca wie alle anderen Teilnehmer im Hotel bleiben und sich die Austragungen im Fernsehen anschauen. Lediglich zum Schwimmtraining und zur Streckenbesichtigung kommt Luca raus, bevor es dann am Freitag, Samstag und Sonntag zu den eigentlichen Wettbewerben geht. „Das ist schon ok, Hauptsache, es wird auch alles übertragen.“ Es sind keine Zuschauer an der Strecke zugelassen - sprich, es gibt kein Anfeuern, kein Mutmachen von außen. Jeder der Teilnehmer hält ganz allein Zwiesprache mit seinem inneren Schweinehund.
Alles kein Thema für Luca, er hat vor allem seine sportlichen Ziele im Kopf, denn: "Sport ist mein Leben", so der O-Ton des Witteners. Und er hat ganz konkrete Ziele, die er zielstrebig verfolgt. So findet drei Wochen nach der EM die DM in Schongau statt, an der Luca ebenfalls teilnehmen möchte. Dort hofft er eine Platzierung unter den ersten Drei.
Und sollte er sich während der EM tatsächlich für die WM qualifizieren, dann sind auch auf der WM die Ziel hoch gesteckt: „Ich will dort nicht nur dabei sein und teilnehmen, sondern auch in die Top 20 kommen. Denn ab der Top 20 kommt man in den Perspektivkader (PK), und dann sehen die Fördermöglichkeiten schon viel besser aus. Der PK ist schon viel wert, steht eins unter dem Olympiakader. Ist man dort drin, dann wird man sofort gefördert."
Kennengelernt hat Murtfeldt den jungen Athleten 2019, als dieser spontan anfragte, ob Murtfeldt ihn ein wenig mit Kleidung unterstützen könnte. Der damals 17-Jährige wohnte im Essener Internat für Sport und Tanz und besuchte eine Regelschule außerhalb des Internats. Dank des sportlichen Engagements genoss er einige Freiheiten, wurde häufig für Wettkämpfe freigestellt.
Die Trainings im Internat waren und sind intensiv und leistungsorientiert, Luca kommt schon durchaus auf 20 bis 25 Stunden pro Woche. Dort hat er gelernt, seine Kraft und Leistung dosiert einzusetzen. „Mein Problem im Wettkampf war, dass ich immer zu schnell losgelaufen bin", erzählt der 19-Jährige. Häufig kam dann irgendwann der Einbruch, der auch dazu führte, dass der Kreislauf kollabierte und Luca sich übergeben musste. „Bei Raddiagnostiken bin ich auch schon mal bewusstlos mit dem Rollstuhl rausgeschoben worden.“ Aber nach viereinhalb Jahren intensiven Trainings bekommt er das langsam in den Griff. Und weiß, das Siegen Kopfsache ist und Disziplin auch im Wettkampf unbedingt dazu gehört. „Heute ist viel mehr Kopf bei mir dabei und Technik.“ Trotzdem: „Ich bin ein Wettkampftyp, ich kann nicht verlieren. Das ist fast schon ein Zwang.“ Doch Sorgen macht er sich keine mehr. So sind die Teilnehmer bei der Quali zur EM als 10er Gruppe losgelaufen und natürlich entzerrte sich das Feld schnell. „Aber ich wusste, dass ich mir Kraft für die letzten 1000 Meter aufbewahren muss und bin entsprechend gelaufen.“
Die Veränderungen im Wettkampf und die Achtsamkeit gegenüber seinem Körper hat Luca vor allem von Andy Bullock, Landestrainer und auch sein Trainer im Internat, gelernt, der stark darauf achtet, dass keiner seiner Schützlinge übertrainiert. „Hier im Internat wird schon echt gut auf uns geachtet. Wenn ich zum Beispiel ein Kribbeln im Rücken spüre, dann kann ich direkt zum Physio gehen und nach der Behandlung ist das Problem weg." Was dazu führt, dass Luca 800 bis 1000 km pro Jahr schwimmt, rund 12.500 km mit dem Rad fährt und ca. 2500 Kilometer läuft.
Ihm hilft das regelmäßige Training mit den anderen, bei denen es teilweise schon recht akrobatisch zugeht. „Bei der Fahrradtechnik üben wir Kurvenfahren in Gruppen und fahren dann auch Kopf an Kopf oder halten uns an den Händen fest.“ Das steigert die Aufmerksamkeit, nimmt die Angst vor möglichen Stürzen.
Aber auch bei den Schwimmdisziplinen geht es teilweise sehr ruppig zu. Zwar ist es verboten, zu döppen oder jemanden an der Hose zurückzuziehen. Aber es kommt trotzdem regelmäßig vor und da ist es gut, sich schon im Training darauf vorzubereiten. Und tatsächlich „mir macht es auch Spaß, andere zu döppen oder zurückziehen.“ Wobei das bei einer Körpergröße von knapp 177 cm und 64 ½ Kilo vermutlich nicht so einfach ist, denn tatsächlich gewinnt bei Auseinandersetzungen dieser Art der Größte der „Piranhas“. Doch Atlethic, 2stündige Kraftübungen pro Woche und den über 180 cm großen Vater als Hoffnung im Visier bringen hier und da schon noch neue, notwendige Pfunde und vielleicht auch Zentimeter.
Luca lebt immer noch im Internat, obwohl er letztes Jahr schon Abitur gemacht hat. „Aber man kann noch ein Jahr länger im Internat wohnen bleiben, so dass man auch bestens weiter trainieren kann.“ Er wird darüber hinaus noch ein weiteres Jahr im Internat bleiben, er genießt eine Sonderstellung aufgrund seiner Teilnahme an der EM in Kitzbühel. „Aber damit bin ich der Älteste hier im Internat“. Was ihn nicht weiter stört, denn für lediglich 430 Euro im Monat erhält er eine Vollverpflegung und wird sportlich und medizinisch optimal betreut. In dieser Zeit möchte er herausfinden, ob ihn sein eingeschlagener Weg im Spitzensport zum Profisportler führt. Sein Fokus liegt in diesem Jahr voll auf dem Sport. "Wenn ich nicht den Durchbruch schaffe, dann wird das nichts mit dem Profi-Ziel."
Nach wie vor pflegt er den engen Kontakt zu seinen ehemaligen Schulkollegen und findet es klasse, dass sein Jahrgang ein so starker Jahrgang ist. „Wir pushen uns gegenseitig, das ist echt ein guter Vergleich.“ Und trotz allem Konkurrenzdenkens haben sich auch gute Freundschaften entwickelt. „Im Wettkampf sind wir alle Feinde, aber außerhalb des Wettkampfs sind wir gute Freunde und machen viel miteinander“. Zum Beispiel gemeinsam zum Edeka zu gehen, um sich Nervennahrung zu kaufen. Zwar bekommt Luca eine Vollverpflegung im Essener Sport- und Tanzinternat, „die auch wirklich gut ist, aber nicht von den Kalorieren reicht“. Hunger und Bedarf seien viel größer. "Und nur Fleisch, Nudeln und Joghurt kann man auch nicht in so großen Mengen zu sich nehmen.“
Luca hält zudem gern den Kontakt zu den Sportlern, die er auf Wettkämpfen und Veranstaltungen kennengelernt und mit denen er sich angefreundet hat. „Wir telefonieren häufig miteinander, quatschen oft. Die von außerhalb kommen, kann man ja leider nicht so einfach direkt treffen.“ Ob mit oder ohne Corona.
Das alles schafft Luca nur, weil er von seinen Eltern die volle Rückendeckung erhält. "Meine Eltern unterstützen mich voll, mental wie finanziell. Am Wochenende fahre ich immer nach Hause, dann machen wir viel zusammen. Wir nehmen alle Mahlzeiten gemeinsam ein, abends spielen wir auch gemeinsam oder schauen uns einen Film an." Ein solcher Zusammenhalt gibt natürlich viel Energie und spornt an, die gesteckten Ziele auch weiterhin energisch zu verfolgen.
Viel Zeit für andere Hobbies bleibt dann nicht mehr, jedenfalls nicht unter der Woche. "In der Woche sind die Dingen wie schnelles Laufen, schnelles Schwimmen und schnelles Radfahren dran. Das schlaucht schon ziemlich und da bleibt auch nicht viel Zeit für anderes übrig. Aber am Wochenende mache ich ja nur Grundlagentraining, häufig mit einem Freund zusammen." Die verbleibende Zeit nutzt Luca dann, um aus vielen Einzelteilen einen eigenen PC zusammenzubauen, über den man dann mit den Freunden Computerspiele austrägt. Auch eine Art Wettkampf.
Berufliche Zukunft
Trotz aller sportlichen Ambitionen wird Luca zum Wintersemester ein Studium beginnen und an der Uni Essen Mathe und Sport auf Lehramt studieren. Geplant hat er acht Jahre, damit er ausreichend Zeit für seinen Sport hat.
Er denkt, dass es der richtige Beruf für ihn ist. „Ich kann relativ gut mit Kindern umgehen. Außerdem brauche ich eine Arbeit, in der ich mich bewegen kann. Stillsitzen vor einem Computer in einem Büro, das könnte ich nicht.“ Aktuell verbessert er sein Taschengeld damit, dass er den 5. bis 7. Klassen seines Internats täglich eine Stunde Hausaufgabenunterstützung und Nachhilfe anbietet. Hier und und da spielt er auch Tischtennis mit ihnen.
Sportliche Ziele immer im Fokus
Trotz allem verliert er seine sportlichen Ziele zu keiner Zeit aus den Augen. Nächstes Jahr möchte er gern in der U23 an der EM teilnehmen und dabei unter die Top 5 oder Top 6 kommen.
Allerdings ist das Leistungsverhältnis im Teilnehmerfeld der Herren sehr eng, die Leistungsdichte sehr hoch. Etwas anders sieht es bei den Damen aus, da geht es entspannter zu. Das merkt auch seine jüngere Schwester, die mit ihren 16 Jahren ebenfalls schon in der 1. Liga startet. „Obwohl sie mit 1,60 Meter und 45 Kilo sehr leicht und relativ klein ist, entwickelt sie sich richtig gut“ so der stolze Bruder.